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Wir haben es geahnt: Die hemmungslose Pornografisierung des Fussballbusiness erreicht das Merchandising Department des kommenden Soccerevents.

Aufgedeckt hat’s wiedermal ein Blogger: Karsten Füllhaas papparazierte im Manor Basel, einem Warenhaus 1.0, die kopuliernden Euro-Maskottchen „Trix und Flix„. Somit hat die verkappte Sexkampagne via Thun, Bern und Rio de Janeiro nun auch das prüde Basel erreicht und kollidiert dort aufs heftigste mit den Masern, einer als ausgerottet geglaubten Epidemie, die im blödesten Fall noch die Stadien leerräumen könnte.

Soweit die Fakten. Wie ist der Vorgang einzuschätzen? Michel Platini sagte auf Anfrage: „Alles im grünen Bereich, Maradona fand es auch okay.“ Zu den Gerüchten, man habe Max Mosley für die Eröffnungsrede angeheuert, wollte Platini nichts sagen.

Dazu sagen wir auch nichts.

Die Kollegen von kick08 nahmen unsere Geschichte über das pakistanische Fettnäpfchen der CS auf und fügten noch ein paar Gedanken zum Thema an. Wie z.B. den:

Denn obwohl sich mittlerweile jeder Konsument bewusst sein sollte, dass von den 100 Euro für ein Paar Sportschuhe in Österreich nur 40 Cent an die ArbeiterInnen gehen, ist ein bewusster strategischer Konsum vielerorts leider noch ein Fremdwort.

> Weiterlesen bei Kick08: Fair Play – Play Fair

Mit Sportbekleidung und ihrer Herstellung befasst sich PlayFair2008. Neben vielen haarsträubenden Infos gibt’s hier auch die Möglichkeit, Herrn Rogge vom IOC ein Fax zu schicken mit der Aufforderung, sich der ungerechten Wertschöpfungsketten im Sportbekleidungsbusiness anzunehmen.

> PlaiFair2008

Ein typisches Beispiel für die eurogedopte Alles-ist-möglich-Stimmung finden wir in Zürich: Das weltberühmte Opernhaus, Treffpunkt der Schönen und Reichen, befindet sich zufälligerweise blöderweise mitten in der Fanzone. Da könnten die Fangesänge ausserhalb schon mal die Arien innerhalb aufmischen. In der reichsten Stadt der Welt hat man dafür eine pragmatische Lösung gefunden: Man baut im Opernhauseinfach neue Schallschutzfenster ein. Für 150’000 CHF (ca. 90’000 Euro). Spendiert von der Stadt Zürich. Ob sie die Fenster nachher wieder ausbauen, ist unklar. Aber denkbar.

> Die Meldung dazu

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PS: Die Short Spuks erscheinen hier künftig regelmässig unregelmässig. Hinweise aus dem Fussvolk bitte an ballerina.eurospuk@gmail.com. Die Illustration dazu stammt von nille – vielen Dank.

Frau Seitenlinie, unsere Sonderkorrespondentin aus einer betulichen Schweizer Kleinstadt (man möchte sagen „Grossdorf“), betreibt ein Kleingewerbe mit Kundentraffic inmitten der dort heranziehenden Public Viewing Zone. Das ist hartes Brot.

Von den grossen und offiziösen Fanzonen in den Grossstädten hört man ja die unglaublichsten Geschichten. Aber auch in den kleinen Städten und in Dörfern spukt es laut und deutlich. Lokalpolitiker sind von dem Megafussballdings ziemlich angetörnt und stampfen Veranstaltungen aus dem Boden, die es vorher nicht mal zum 500jährigen Jubiläum der Dorfkirche gegeben hatte.

Auch auf dem Dorf wird locker in Kauf genommen, dass da der eine oder andere Betroffene vom herbeigezauberten „öffentlichen Interesse“ stillschweigend überrollt wird. Was den Kneipier neben der Videowand in pure Entzückung versetzt, mag vielen anderen Gewerblern nicht so recht gefallen.

Genau eine solche Gewerbetreibende ist unsere verehrte Frau Seitenlinie. Sie berichtet hier exklusiv und subjektiv aus den dilletantischen Untiefen einer Public Viewing Zone in der tiefen Schweizer Provinz. Hier der erste Teil dieser Serie, Updates folgen permanently.

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Wer weiss, vielleicht gehören Sie zu jenen Glücklichen, die kürzlich in der Einkaufsstrasse einer Public-Viewing Zone zu Blümchen kamen. Genauer gesagt: gelben Tulpen. Damit hat man Ihnen zeigen wollen, wie sehr Sie als Besucher und Kunde des Ortes geschätzt werden, wie wichtig Sie der aufstrebenden Kleinstadt sind. Was man Ihnen genau erzählt hat beim In-die-Hand-drücken dieser hübschen Pflanzen, weiss ich leider nicht – ich habe die Strassenseite gewechselt und bin dieser PR-Aktion ausgewichen.

Während Sie nämlich unter Umständen hoch erfreut ein Blümchen mit nach Hause getragen haben („so wichtig bin ich denen“), gehöre ich zu jenen, die im Juni ganz dicht dabei sind. Nicht mitten drin, sondern geradewegs an der Seitenlinie. Sprich: in unmittelbarer Nähe der Public-Viewing-Zone. Und dort gibt’s keine Blümchen zu verteilen. Lange Zeit nicht einmal Informationen. Und schon gar kein Dankeschön-dass-Sie-diesen-ganzen-Rummel-klaglos-aushalten. Im Gegenteil.

Die irgendwann doch noch als Informationsabend angekündigte Veranstaltung erwies sich als gut 45-minütiges Werbe-Event (grauseliges Wort, nicht wahr?) erster Güte, inklusive obligater Power-Point-Präsentation mit bunten Bildchen und hübschen Schlagworten. Das Verkehrskonzept, das eigentlich nicht wirklich eins ist, wurde in fünf Minuten vorgestellt. Wobei vorgestellt das falsche Wort ist, denn wo es nichts vorzustellen gibt, kann man auch nichts vorstellen. Das Sicherheitskonzept der Marke „Hoffnung“ erwähnen wir hier gar nicht erst. Dafür wurden kritische Fragesteller schon mal mit einer ziemlichen Arroganz abgekanzelt („Lärm ist eine Einstellungssache“ / „Seid nicht so pessimistisch“). Und falls Sie gerade fragen wollten: Nein, auf den Tischen standen keine Blümchen.

Vielleicht sollte man die lokalen Organisatoren, zu denen eine Marketingfirma gehört, einmal in einen Marketing-Kurs schicken. Dort würden Sie mit etwas Glück lernen, wie man mit Kunden umgeht. Auch wenn es nur Zwangskunden sind, die sich dem Rummel Euro 2008 nicht entziehen können. Zugegeben, keine einfache Klientel. Aber unter Umständen wären sie schon glücklich, wenn einmal jemand „Danke“ sagen würde. Es müssten nicht einmal Blümchen sein.

Unter diesen zwei aparten Mottos werden die Gastgeberländer der EM2008 renitenten Fussballfans begegnen.

„3D“ mässig von Schweizer Seite aus, „Sehen und gesehen werden“ wollen unsere deutschen Gesetzeshüter anwenden. Zusammen sicher ein toller Mix zur Wahrung der öffentlichen Sicherheit.

Wider Erwarten steht „3D“ allerdings nicht für räumliche Sicht, sondern für Dialog, Deeskalation und Durchgreifen. Die Deutschen sehen dann dabei zu.

Eine Businesswalze wie dieses Fussballdings ist natürlich auch für den Boulevard ein gefundenes Fressen. Klar, dass man da aus vollen Rohren klotzt und auf allen Hochzeiten mittanzt.

Auf der einen Zeitungsseite lustige Wettbewerbe und aufgeblasene Peoplestorys, gleich auf der nächsten solidarisiert man sich mit dem gemeinen Fussballvolk, das sich über die Mangelware Ticket aufregt.

Da man den Sponsoren – die z.B. Ungeheuerlichkeiten wie die Biergeschichte in Basel durchsetzten (und vermutlich die meisten Tickets besitzen) – auch als BLICK nicht gut an den Karren fahren kann, müssen wiedermal die Politiker herhalten. Die haben nämlich dafür, dass sie die Millionensubventionen für die Euro durchgewinkt haben, Gratistickets bekommen. Ein völlig normaler Vorgang. Jeder Jodlerclub lädt den Gemeinderat zum Vortragsabend ein. Inkl. Wurst und Wein.

Der BLICK macht aus den Politikertickets natürlich eine saftig empörte Politkerschelte, um sich beim Soccercrowd einzuschleimen. Er empfiehlt seinen Lesern auf einer Doppelseite (gestern, nur Print), die Politiker per E-Mail um die ollen Gratistickets anzubetteln und nennt unter dem Bild der 24 Politker auch gleich noch die jeweiligen E-Mailadressen. Die betroffenen Parlamentarier dürften noch bis ca. Sonntagabend mit dem Löschen von mehreren tausend Mails beschäftigt sein. Eine Art Spam sozusagen.

Schlimm? Ach was, that’s Boulevard 08. Dass dieser immer ein wenig schlimmer wird, gehört zum Geschäft.

Österreichs Fussball-Legenden tragen derzeit die EM-Euphorie in die ganze Welt. Davon zeugt dieses einmalige Ton- und Bilddokument unserer Nachbarn von der Neigungsgruppe Kantersieg. Und das bereits seit Ende Februar!

Die Europhorie und der Elan, den die Hauptakteure in diesem Film ausstrahlen, neben Bundeskanzler Gusenbauer sind dies die Ex-Internationalen Hans Krankl, Herbert Prohaska und Anton Polster, ist so unheimlich ansteckend, dass wir unsere Leser darum bitten, den Film erst ganz kurz vor dem Eröffnungsspiel anzuschauen.

Toni Polsters Aussage (ab Minute 3:54) beschäftigt derzeit noch unsere Linguisten. Und immer dran denken – gilt vor allem für kritische Journalisten – am Ende einer Presskonferenz stets Beifall klatschen.

Tataaa! 1 Woche Eurospuk. Tataaa! – Zum Jubiläum schenken wir uns ein neues Outfit hier.

Falls Sie sich aus irgendwelchen Gründen nicht mehr daran erinnern – gestern sah es hier noch so aus:

Gut, das neue Theme ist zwar auch nicht das Gelbe vom Ei (wie leider die meisten gehosteten WordPress Themes), aber man kann wenigstens den Text lesen. Und kein Mensch weiss, ob wir nicht zum zweiwöchigen Jubi das Theme nochmals wechseln. Vermutlich haben wir dann bis Ende Spielzeit Juni das Definitive gefunden.

Angesichts der extrem kurzen Lebensdauer dieses Blogs schlagen wir, mit Verlaub, noch ein wenig die Werbetrommel in eigener Sache. Wenn Sie die sozialpolitische resp. die realsatirische Evidenz unserer Mission verstanden haben und diese weiter in die Welt pingen möchten, dann bedienen Sie sich ungeniert mit einem unserer neuen Werbeschilder:

Für Ihren nachhaltigen Support dankt Ihnen die versammelte Cüpli-Tribüne.

PS: Bei Ihnen spukts? Dann sind Sie ein Fall für EuroSpotting.

Fussballfreunde- und Feinde rannten Eurospuk08 bereits in der ersten Woche die Bude ein. An dieser Stelle ein recht herzliches Dankeschön an unsere Leser. Wir sind schlichtweg überfordert überwältig, weshalb wir die Redaktion kurzerhand um 200 Stellenprozent aufstocken: Welcome on Board Spotthesoccercat und Frau Seitenlinie, zwei erwiesene Fussballexperten, denen wir momentan noch die Offside-Regeln beibringen. Möglich wurde dies alles durch das überwältigende Medienecho:

Die „Wision Times“ schreibt:

Erst gestern «erschien» dieser Blog zum ersten Mal, bereits heute befindet er sich in meiner Blogroll. Chappeau, würde der Solothurner Zünfter sagen, das ist neuer Rekord!

„Le Monde de Gebsn“ urteilt nüchtern:

Begeisterung für die Euro 08? Gerne, wenn sie vom Herzen kommt. Keinesfalls darf aber im Zuge der auferlegten Begeisterungspflicht für die UEFA- Veranstaltung Kritik an bedenklichen Begleiterscheinungen wie die Vernachlässigung von rechtlichen Standards (Bauvorschriften, Bier- markenpflicht etc.), die fröhliche und freigiebige Subventionierung aus der Staatsschatulle und die hemmungslose Kommerzialisierung der Sportveranstaltung zu kurz kommen.

Eine boulevardeske Lügenkampagne gegen dieses Blog
führt derzeit hingegen die „Sauglatto dello Sport„:

Nun haben sich die Bünzlis sogar ein Sprachrohr geschaffen, um ihren Hass in die Welt zu tragen…

Freundliche Erwähnungen ebenfalls beim Werbeblogger, im Elch-Kurier, bei Leumund, Halbwissen, Bugsierer, Fanatikr, Saile Kleins Papierkorb, Neigungsgruppe Kantersieg, Killerkitty und in der Weltkontrollzentrale. Danke! Wir wissen gar nicht, wie wir uns erkenntlich zeigen können, aber wir werden uns etwas einfallen lassen.

Die Uefa verlautbart:

Name, Logo etc. dürfen für Promotions- und Werbezwecke ausschliesslich von Partnern der UEFA verwendet werden, wie Vögeli betonte. Ambush Marketing betreibt aus Sicht der UEFA auch, wer in irgendeiner Form mit dem Turnier Werbung macht. „Wer Assoziationen zur Euro 08 herstellt, ohne offizieller Partner zu sein, betreibt Ambush Marketing“, hält Vögeli fest.

Tja, dann holen wir mal die Rechtsabteilung von der Reservebank. Wir können die Assoziationen zur Euro 08 hier ja wohl kaum verheimlichen. Darf man wenigstens taggen?

Quelle: persönlich.com

Benedikt Weibel ist Delegierter des Bundes für die reibungslose Durchführung des grössten Sportevents, den die Schweiz je gesehen hat. Sein Budget: 82 Millionen CHF (51 Mio. Euro). Seine Mission: Gute Stimmung machen. Sein Versprechen: „Vom 7. Juni an ist alles, was jetzt geschrieben wird, nur noch Makulatur.”

Sagt er in einem Interview bei persönlich.com. Da sind wir allerdings nicht so sicher. Die Skepsis gegenüber solchen Grossveranstaltungen und insbesondere gegenüber dem sonderbaren und einnehmenden Gebahren der Uefa und der Sponsoren wächst unübersehbar. Ebenso die Zweifel an den angepeilten Marketingeffekten solcher Megaevents – etwa im Dienste des Tourismus.

Der Fan von heute sei der Gast von morgen, lautet der Tenor. Mag ja sein, dass der eine oder andere Fan später wieder kommt. Aber in früheren Eurodestinationen sind die erhofften Zuwachsraten – so singen es die Spatzen von den Dächern – langfristig ausgeblieben. Oder erinnert sich noch jemand an die Hostcitys der Euro 04 in Portugal? Kennen Sie jemand, der wegen der WM 06 nach Deutschland in die Ferien gefahren ist?

Link: Das Interview mit Benedikt Weibel bei persönlich.com